“Artemis” von Andy Weir ist ein ganz besonderer Thriller: Nahezu schwerelos, manchmal droht ihm die Luft auszugehen, die Handlung ist echt explosiv. Denn die Geschichte von “Artemis” spielt … auf dem Mond!
Andy Weir kommt der Erde näher: Sein Beststeller “Der Marsianer” – sehr erfolgreich auch als Film mit Matt Damon – spielte noch auf dem Roten Planeten, jetzt eben der Mond. Und da leben inzwischen Menschen, es gibt nämlich eine ganze Stadt auf dem Mond: “Artemis” eben, so heißt die. Mit ein paar Tausend Einwohnern. Eine von ihnen ist Jazz Bashara. Die ist hier schon aufgewachsen als Tochter eines Schweißers. Und sie schlägt sich so durch: Als Trägerin. Sowas wie eine Mond-Paketbotin. Da kann sie sich was dazuverdienen, indem sie schmuggelt. Zigaretten zum Beispiel, oder Feuerzeuge. Verbotene Gegenstände in der Mondstadt, weil ein Feuer das verheerend wäre.
Auf dem Mond gibt’s nur lahmes Internet
Das hört sich jetzt eher bodenständig-wissenschaftlich an als abgehoben Science Fiction. Und genau das zeichnet Andy Weir aus: Er versucht, seine Welt so nah am wissenschaftlich Möglichen zu bauen, wie es eben geht. Das Internet zum Beispiel ist auf dem Mond total lahm – denn die Server auf der Erde sind halt verdammt weit weg. Und wussten Sie, dass Mondstaub total gefährlich ist? … Weil er so scharfkantig ist. Denn keine Witterung kann ihn abschleifen. Wer den einatmet, dem zerreißt es die Lunge. Das Buch ist voll von solcher Wissenschaft zum Anfassen. Da lernen wir auch, wie man Feuer auf dem Mond löscht – Schlauch draufhalten is da nämlich nicht.
Frage nicht, was Artemis für dich tun kann, …
Und was ist daran Thriller? Nun: Es passiert ein Mord. Hauptfigur Jazz soll für einen sehr reichen Mond-Industriellen die Alu-Hütte sabotieren. Und ein kriminelles Syndikat von der Erde mischt auch mit. Das ist sehr außergewöhnlich erzählt, überhaupt nicht vorhersehbar. Und die eigentlich ja kriminelle Hauptfigur ist trotzdem die, mit der wir mitfiebern. Denn Jazz ist eben auch eine junge Frau mit Träumen, die sich oft fragt, was sie in Artemis für sich tun kann. Schließlich erkennt sie aber, was sie für Artemis tun muss.
Ja, Pathos, aber das darf auch mal sein. Übrigens wird ein Rätsel der Menschheit hier gelöst: Der Mann im Mond ist eine Frau aus Kenia.
Andy Weir
Artemis
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453271678
Preis: 15,00€