Chris Carter schreibt Krimis für Menschen ohne schwache Nerven. So auch sein neuester Wurf: “Death Call. Er bringt den Tod.”
Den ersten Anruf bekommt eine junge Frau: Tanya kommt grad aus der Dusche. Hat zu ihrem größten Entsetzen einen fiesen Pickel auf der Nase entdeckt, … da erreicht sie ein Videoanruf ihrer besten Freundin. Bei ihr ist ein Typ mit Dämon-Maske, der droht: Wenn Tanya nicht in jeweils fünf Sekunden zwei Fragen beantwortet, stirbt ihre beste Freundin. Qualvoll. Und sie muss es mit ansehen.
Das ist kein Wohlfühlkrimi!
Das wäre schon ohne die Dämon-Maske gruselig. Für die Angerufene – und sie wird nicht die einzige bleiben – kommt es völlig überraschend, schockierend. An dieser Stelle direkt die Warnung an potenzielle Leser: Das ist kein Wohlfühlkrimi! Da gruselt es dich stellenweise richtig. Die Brutalität der Taten – und das macht Chris Carter immer so – wird sehr en detail beschrieben. Das macht aber auch das Miterleben aus, und das will ich bei einem Krimi ja. Im Kopf! Das muss man ihm lassen: Er macht das meisterhaft.
Wir fragen uns als Leser sehr schnell: “Was steckt dahinter, warum tut dieser Dämon das?” Es ist die zentrale Frage dieses Buches. Da suche ich nach Hinweisen, zum Beispiel in den sehr kreativen Tötungsarten mit Glasscherben und Löchern im Kopf und so… Und ja, am Ende haben sogar diese außergewöhnlichen Mordmethoden ihren Sinn, sie ergeben sich aus der Geschichte des Täters. Wie Carter das am Ende auflöst, ist genau so, wie ich mir das wünsche: Logisch, alle Puzzleteile fallen an ihren Platz
Wie mache ich jemandem Schuldgefühle?
Das klingt nach einem Schocker, der auf Effekt geschrieben ist. Stimmt aber nicht Klar sind Schockmomente drin, es steckt aber letztlich viel Psychologie dahinter: Wir erleben sehr hautnah, wie Schuld entsteht, also Schuldgefühle. Das Buch nimmt auch sehr schön die Psychologie des Stresses auseinander: Wiege jemanden in Sicherheit, hämmere dann mit Schock, Druck, Angst und Schuldgefühlen gleichzeitig auf ihn ein – und er wird dir wahrscheinlich nichtmal mehr den eigenen Namen sagen können. Und das Ganze ist wirklich sooo spannend geschrieben!
Meister der Cliffhanger
Denn Chris Carter liebt Cliffhanger. Wie in Fernsehserien. Und weil er außerdem ziemlich kurze Kapitel schreibt und dann die Perspektive wechselt, stockt dir alle paar Seiten der Atem. Da hat wieder jemand einen Geistesblitz, der Blitz schlägt ein ins Hirn … und dann kommt erstmal was ganz anderes.