Zum 500. Geburtstag des Bayerischen Reinheitsgebots fürs Bier hab ich den passenden Krimi für WDR 2 besprochen: “Reinheitsgebot” heißt der neue von Thomas Neumeier. Dieser bayerische Regionalkrimi aus dem Altmühltal nimmt uns mit in die Brauerszene.
Außerdem schleicht sich ein wendiger Schatten über die Dächer der Stadt. Er scheint Gefallen daran zu finden, den reiferen Damen von Beilngries im Altmühltal in die Fenster zu gucken. Das ist schäbig und ein bisschen gruselig, denn wir Leser erfahren lange nicht, was dieser “Schatten” davon hat, was genau ihm das gibt. Er ist nicht, wie man erstmal denkt, ein simpler Spanner, den das irgendwie anmacht. Und wir bekommen von ihm im Laufe des Buches auch gar nicht so viel mit. Aber er ist trotzdem eine zentrale Figur, dieser Schatten, denn aus dem Schatten bringt er in Beilngries so einiges ans Licht.
Der Papa hat sich erschossen
Wie das in Kleinstädten so ist: Da stehen tolle Fassaden, und dahinter geht es kreuz und quer zur Sache. Das kriegt “der Ludwig” schnell mit. Ludwig Biber. Ungeliebter Sohn der Brauereibesitzer-Familie Biber. Der macht eigentlich in Düsseldorf in Versicherungen, kommt jetzt aber zurück. Erstmal nur auf Besuch, weil “der Papa” sich erschossen hat. Oder erschossen wurde? Man weiß es nicht so genau… Papa also tot: Schlimm für die Familie, vor allem aber für die Brauerei, denn da fehlt jetzt der Chef. Außerdem ist das Testament verschwunden.
Nutznießer ist vor allem Ludwig, der verstoßene Sohn. Denn eigentlich war seiner Schwester Ulrike alles versprochen – im ursprünglichen Testament, die leitet eh schon die Firma und war Papas Liebling. Aber jetzt heißt es womöglich halbe/halbe… Dabei wirkt der Ludwig erstmal völlig unschuldig und ist selbst entsetzt, was er so alles erfährt bei seiner Rückkehr in die alte Heimat.
Blicke unter die Teppiche einer Kleinstadt
Das ist toll an diesem Buch: Man bekommt so ein warmes, heimeliges Gefühl im Bauch. Nach dem Motto: “Ach guck mal, in den besseren Kreisen ist auch nicht alles eitel Sonnenschein”. Und dazu wirkt das ganze kleinstädtische Setting so idyllisch, seltsam vertraut. Bayerisch-urig. Ein bisschen tümelnd, ein bisschen verstockt. Da ist es um so spannender, mal untern Teppich zu gucken, was die alles drunter gekehrt haben.
Dazu die Sprache: “Der Ludwig”, “der Papa”, das klingt sehr den Figuren aufs Maul geschaut, und das macht mit den großen Reiz dieses Buches aus. Es liest sich so echt. Statt “sein Vater” eben “der Papa”. Und Harald Falter ist “der Falter Harry”. Das ist eine der Stärken von Thomas Neumeier, dem Autor, der auch genau in der Ecke wohnt, wo seine Krimis spielen, im Altmühltal.
Ein paar runde, launige Lesestunden
Eine andere Stärke ist, dass er die ganzen verworrenen Erzählfäden des Buches sehr glaubwürdig zusammenführt, keine losen Enden lässt. So dass ich am Ende ein paar runde, launige Lesestunden hatte.
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