„Der Schwede“ von Robert Karjel ist ein Krimi mit einer sehr entschlossenen Hauptfigur: Ernst Grip, Geheimagent und königlicher Leibwächter in Schweden. Er ist auf der Suche nach der Lösung seines aktuellen Falls – und nach sich selbst.
Auf WDR 2 habe ich „Der Schwede“ als Krimitipp besprochen:
Ernst Grip ist Polizist, Geheimagent in der Leibgarde des schwedischen Königs. Dieser Job ist aber eher Nebensache, denn Grip wird dienstlich aus Stockholm in die USA geschickt. Warum, das weiß er gar nicht so genau. Und auch die Frau vom FBI, die sich um ihn kümmert, sagt erstmal nichts. Sie geht lieber koreanisch mit ihm essen. Und fliegt mit ihm noch ein paar Stunden weiter – immer noch ohne nähere Hinweise auf seinen Auftrag.
Eingeflochten in diese Handlung im „Hier und Jetzt“ erfahren wir in Rücksprüngen Details aus Grips Vergangenheit. Vor allem über verstörende Momente auf seiner Suche nach sich selbst, seinen wirklichen Wünschen und Bedürfnissen.
Wer ist denn nun „Der Schwede“?
Aber Grip ist nicht die alleinige Hauptfigur. Und auch nicht der einzige, der mit dem Buchtitel gemeint sein könnte. Wir kommen nämlich auch noch N. ein bisschen näher. Der heißt wirklich so in dem Buch. N. überlebt an Weihnachten 2004 den Tsunami in Thailand. Wir tauchen als Leser in seine Gedankenwelt ein – und die ist erstmal so wirr und undurchschaubar, wie die Gedanken eines Traumatisierten wohl sind. Was uns schnell klar wird: Der Tsunami stellt N.s Leben auf den Kopf. Macht aus ihm einen anderen, lässt ihn Dinge tun, die vorher so gar nicht zu ihm gepasst hätten.
Zwei Männer, die sich ähnlicher sind, als es erst scheint
Wir haben es hier mit Männern zu tun, deren Überzeugungen herausgefordert werden, deren Leben durch ganz unterschiedliche Geschehnisse umgekrempelt werden. Das, was Grip widerfährt, ist für einen harten Agenten im Dienste seiner Majestät emotional durchaus mit einem Tsunami vergleichbar. Das kommt sehr überraschend, hat manche Leser in den USA durchaus überfordert und für negative Kritik gesorgt – aber ich fand es großartig, sehr mutig und doch genau richtig. Aber wir wollen nicht zu viel verraten.
Robert Karjel: ein straffer Erzähler
Robert Karjel erzählt sehr straff, sehr konzentriert. Präsentiert wesentliche Ereignisse der Vorgeschichten anekdotisch – und baut selbst in diese Rückblicke immer wieder Cliffhanger ein, kleine Spannungsbögen. Er schreibt das sehr gut zum Weiterlesen. Da hat er uns als Leser von Anfang an am Haken.
Und bei aller Psychologie der Hauptfiguren bleibt „Der Schwede“ ein Krimi. Ein ungewöhnlich konstruierter noch dazu: Während nämlich das Verbrechen schon aufgeklärt wird, passiert die Tat für uns als Leser erst. Wir wissen noch gar nicht genau, was passiert ist. Und fragen uns dabei immer wieder, wie das alles zusammenhängt. Was die Handlungsstränge miteinander zu tun haben. Bei wem, an welchem Punkt sie zusammenlaufen.
Aber wer das Buch liest, weiß am Ende Bescheid. Mit Überraschungen. Und wird sich freuen, dass es in den USA Planungen für eine Fernsehserie gibt, die auf dem Roman basiert. Es gibt schon Vergleiche zum Beispiel mit Homeland. Da gibt es aber noch nichts Konkretes.
Robert Karjel
Der Schwede
Verlag: Blanvalet
ISBN: 9783734100352
Preis: 9,99 Euro