Nu isser weg, der Guttenberg. Aber noch vor ein paar Tagen bot er besten Schmierstoff für Radioglossen. Wie diese zum Beispiel am 22.02.2011, dem Tag des deutschen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest. An dem Abend wählten wir alle unseren Song für Deutschland. Das Fernsehpublikum entscheidet, mit welchem Lied Lena Meyer-Landrut ihren Titel am 14. Mai in Düsseldorf verteidigen soll. Und dabei hätte sie beinahe gegen fast-sich-selbst antreten müssen. Denn eine Lena-Kopie war aufgetaucht.
Kehr, der Ralph Siegel, der ist echt noch einfallsreicher als, na sagen wir mal als der Ex-Doktor-Freiherr von der Truppe. Dachte sich der olle Ralph doch: So’n junges Mädel mit langen braunen Haaren, Rehaugen und gaaaaaanz viel Unschuld im Blick, die wär doch mal genau die Richtige, um den Grand Prix – ja ich glaub der Siegel sagt immer noch Grand Prix – also so eine wäre genau die Richtige, um für Malta den Eurovision Song Contest zu gewinnen. Mal was ganz anderes. Hip, frisch, unverbraucht.
Was sagen Sie? So eine hatten wir doch schon? Das Fräulein Lena? Ach, sagen Sie bloß! Na, das hat Schlagerveteran Siegel bestimmt nicht mitbekommen. Ooooooder er hat die Anführungsstriche vergessen und die Fußnote “zitiert nach Stefan Raab und dem deutschen Lena-Meyer-Landrutschsieg 05/2010”. Kann ja schon mal passieren, geht ja vielen so in diesen Tagen, dass ihnen ne Quellenangabe durchrutscht!
Domenique Azzopardi heißt die Lena aus Malta – und dass die auch im schwarzen Kleid auftritt und sich etwas ungelenk bewegt, wo andere tanzen würden, das ist alles purer Zufall, sagt Siegel. Der für das Lied übrigens direkt mal sich selbst kopiert. “I’ll follow the sunshine” wollte er letztes Jahr schon gerne unsere Lena singen lassen, das wollte aber deren Mentor Raab nicht. Und jetzt, ja jetzt wollten die Malteser es auch nicht. Ausgeschieden im Vorentscheid.
Wird also nichts mit Lena gegen Lena in Düsseldorf – genau das würden wir in Deutschland ja schon kennen, also zumindest die paar, die es gesehen haben. Hier tritt Lena ja grad zwölf mal gegen sich selbst an. Heute im Finale mit den letzten sechs Liedern. Und dafür braucht sie auch wieder fast zwei Stunden, sogar ohne Werbung diesmal.
Das hat der Selbstverteidigungsminister dieser Tage echt besser hingekriegt. Der hat wenigstens ganze Uni-Seminare flott gemacht und zum Plagiatsuchen angespornt. Während Frau Titelverteidigerin nebst Jurypräsident seit zwei Shows gepflegte Langeweile vor den Fernsehschirmen verbreitet. Dieser Satz stammt übrigens von meiner Redakteurin, weshalb ich an dieser Stelle eine Fußnote einfügen muss: Hochgestellte 1, Bettina Nutz, Köln 2011.
Jetzt aber wieder mein Originalton:
Ich hatte an dieser Stelle vor ein paar Wochen noch behauptet, der Raab, der ist Profi, der lässt sich bestimmt noch ne Überraschung einfallen, die uns alle von den Sofas fegt. Hab ich die verpasst? Verschlafen? Ich fürchte: nein.
Aber vielleicht ja heute Abend im Ersten. Vielleicht kopiert unsere Chartstürmerin aus Hannover da ja tatsächlich Guttenberg, damit sie nicht like a satellite beim Wiedereintritt in irdische Sphären verglüht. Der hat ja heute verkündet, er verzichte vorerst auf seinen Titel.
(c) WDR4, 22.02.2011
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