Schlagwort-Archive: Herbert Grönemeyer

Herbert – und warum wir Ruhris ihn so lieben

Am 12. April 2016 ist Herbert Grönemeyer 60 geworden. Und ich durfte ihm öffentlich huldigen. Ich bin nicht sooo leicht zu begeistern, aber Grönemeyer schafft das seit mehr als 20 Jahren.

Was das ist zwischen Herbert und uns Ruhris, und warum seine Konzerte viel mehr sind als zwei Stunden Musik, das hab ich in einem „WDR 2 Spezial“ mit Cathrin Brackmann besprochen. Hier nachzuhören:

Und für einen kleinen Eindruck hier eine Anekdote vom Konzert am 19.06.2015 im Bochumer Stadion. Grönemeyer erzählt, wie sie ihn erst nicht wollten in manchen Plattenläden in Bochum. Damals, als er noch erfolglos Alben veröffentlichte:

Share on Facebook

Endlich wieder. Jetzt dauernd.

Montagmorgen, 6 Uhr 38, ein ruhiges Abteil im ICE nach Köln. Eine gute Stunde Zeit, das neue Album von Herbert Grönemeyer zu hören. „Dauernd jetzt“ heißt es. Ein bisschen reingehört hab ich am Wochenende, jetzt ist Zeit für eine intensivere Begegnung mit Herbert Grönemeyer 2014. Dieser Text ist das Protokoll meiner Annäherung.

141121dauerndjetzt01_1500

Morgen

Türöffner ist das Bekannte. Die Single, seit mehreren Wochen im Radio. Ich bin inzwischen textsicher. Mag die optimistische Aussage, dieses ehrliche Bekenntnis, das Ja zu dem, mit dem ich auch morgen noch tanze, Horizonte untersuche. Und mit dem ich – meine Lieblingsstelle – ins Leben explodiere, bis die Welt sich rückwärts dreht. In Interviews erzählt Grönemeyer, er sei grad sehr verliebt. Merkt man. Schön. Die Stelle, auf die Herbert so stolz ist, wo die Tonart von Moll nach Dur wechselt, hör ich zwar nicht, aber der Sog der Nummer, die Energie, tanzt trotzdem zu mir rüber. Endlich wieder. Jetzt dauernd. weiterlesen

Share on Facebook

Gedanken über 12 Sätze Herbert.

Viele verstehen ihn ja nicht, den Herbert Grönemeyer. Akustisch wie inhaltlich. Das aktuelle Album „Schiffsverkehr“ ist da erstaunlich klar, wie ich finde. Und so kann man sich beim Hören prima auf die Suche nach den schönsten Zeilen machen. Meine Lieblingszeilen aus den zwölf Songs hab ich hier mal zusammengestellt. Mit Begründung. Für jedes Lied eine.

(1 _ Schiffsverkehr) Es gibt kein Damals mehr. Es gibt nur ein Jetzt. Ein Nach Vorher.
Die Sehnsucht des Songs versagt ihm den Blick zurück. Augen geradeaus. Nicht hinterhertrauern, sondern aufbrechen!

(2 _ Kreuz meinen Weg) Wenn du nicht fürs Zerreden lebst: Kreuz meinen Weg.
Jaaa! Menschen mit Tatkraft und dem Mut zur Entscheidung nach vorne! Wer liebt Bedenkenträger?

(3 _ Fernweh) Monotonie. Ist wie ein Schuss ins Knie. Und weiter bringt sie einen nie.
Mutiger Reim… 😉 Aber doch irgendwie wahr… Schließlich meinte schon der Lateiner „variatio delectat“.

(4 _ Unfassbarer Grund) Man sagt oft nichts und redet viel. Im Fieberwahn. Im Hochgefühl.
Kennt wohl jeder. Wenn die Zunge fix und der Kopf taub ist.

(5 _ Deine Zeit) Unterschreib mit weisser Tinte.
Ein schönes Bild in einem Lied über Demenz. Ästhetik des Unfassbaren.

(6 _ Erzähl mir von morgen) Brich mir mein Herz. Und dann flieh mit mir. Lieb mich für mich.
Nur weg! Völlig verzweifelt mit sich selbst legt er sich komplett in andere Hände.

(7 _ Auf dem Feld) Tanzt das goldene Kalb. Lasst die Schultern kalt.
Berichtet direkt aus der empathiefreien Zone einer Investmentabteilung. Klingt zumindest so.

(8 _ Zu dir) Weil sichs nur zu leben lohnt, wenn Du mich betonst, will ich zu Dir.
Den anderen „betonen“. Also in der Eigenheit verstärken. Nicht verändern oder vervollständigen. Eine schöne Sicht auf das „Wir“.

(9 _ Wäre ich einfach nur feige) Wäre ich einfach nur feige.
… oder dumm und simpel. Dann wäre manches einfacher. Denkt man bisweilen.

(10 _ Lass es uns nicht regnen) Aus und vorbei. Jedes Herz kehrt zurück.
Wenn aus dem Wir wieder Ich und Ich werden. Alles auf Anfang.

(11 _ So wie ich) Ich bin total in mich verliebt. Ich bin so froh, dass es mich gibt.
Das muss ja auch mal gesagt werden!

(12 _ Bonustrack) Von mir aus braucht kein Hahn nach mir schrei’n. Ich bin sehr gern allein.
Ein Lied über den November. Für mich das zweite tolle nach Lee Buddhas „Novemberhände“.

Share on Facebook

Wo ein rauhes Wort dich trägt …

… weil dich hier kein Schaum erschlägt. – So beginnt die neue Ruhrgebiets-Hymne, die Herbert Grönemeyer heute bei der RUHR.2010-Eröffnung in Essen vorgestellt hat. Und die – hören Sie mal genau hin – zunächst ein bisschen klingt wie „Glückauf, der Steiger kommt“.

Toller Song, Ohrwurmcharakter – auch wenn man (Herbert-typisch) nicht sofort alles versteht. Akustisch. Wer’s dann nachliest, stellt fest: Ja, auch er spielt natürlich mit den Klischees, aber künstlerisch, lyrisch, verpackt sie einfach besser als andere. Und, seien wir ehrlich, irgendwo müssen die Klischees ja herkommen, ein wahrer Kern wird schon drin sein.

[youtube afWZfnsQyR8]

Es ist ein bisschen wie „Bochum 2.0″, dieses „Komm zur Ruhr“. Eben moderner, weg vom Kirchturmdenken, hin zur Region, meinetwegen auch zur „Metropole Ruhr“.

Textvergleich im Einzelnen:

  • Erstmal örtliche Einführung: Aus „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt“ wird „Wo ein rauhes Wort dich trägt“. Eins zu Null für den neuen Text. Poetischer. Und wahrer, denn die Sonne verstaubt nicht mehr, aber „Hömma, du Kackbratze“, das hört man hier immer noch. Wo ein rauhes Wort dich trägt … weiterlesen
Share on Facebook